Erlebnisbericht: Kung Fu Trainingslager Zielow 2010

vom 02.08.2010 bis zum 08.08.2010

Dieses Jahr widmeten wir uns im Trainingslager ganz der ersten Schwertform.

Am Montag ging es los: 12.20 Uhr trafen wir uns aufgeregt und voller Erwartung am Hauptbahnhof. Wir, das sind 18 Schüler und Andreas Macht als zweiter Begleiter. Unser Meister Stefan Buchhorn und Christian Strauch sollten an der Jugendherberge zu uns stoßen. Nach einer ruhigen Fahrt mit dem Zug stiegen wir in Waren aus und fuhren gleich im Anschluss mit dem Bus zur Jugendherberge in Zielow. Die Anlage war auf den ersten Blick sehr typisch: drei bis fünf Häuser, ein Volleyballfeld (was auch begeistert genutzt wurde), Tischtennisplatten, einen „Strand“ an der Müritz (sprich: eine Wiese + Wasser) und massenhaft Kuhweiden.

Bevor wir überhaupt unsere Zimmer bezogen, mussten wir natürlich schon mal unsere spätere Trainingswiese begutachten: Sie lag direkt an dem kleinen Strand und bot mehr als genug Platz für uns alle. Teilweise, auf der einen Seite der Wiese, war die Beschaffenheit des Bodens nicht so optimal, beispielsweise entdeckten wir viele Maulwurfshügel, doch dann würden wir uns eben an der anderen Seite aufstellen. Dahingehend zufrieden gestellt, sahen wir uns nun unsere Zimmer an: Es gab ein 7er Zimmer, zwei 6er Zimmer, ein 2er Zimmer und zwei 1er Zimmer. Gleich danach trafen wir uns unten, vor dem Eingang, an der Tischtennisplatte, die auch in den nächsten Tagen unser Treffpunkt bleiben würde. Meister Stefan erklärte uns allgemeine Regeln für den Aufenthalt in der Jugendherberge, außerdem die Essens- und Trainingszeiten. 7.45 Uhr sollte es Frühstück geben, um 12 Uhr Mittag und 17.30 Uhr Abendessen. So bezogen wir vor dem Essen (Frikassee und Reis) unsere Betten und packten die Sachen aus.

Danach ging es gleich auf zum ersten Training. Alle waren motiviert und aufgeregt: Wir wollten unbedingt die neue Form lernen und waren gespannt auf das Training mit dem Schwert, denn für viele von uns war es das erste Mal, dass wir ein Schwert in der Hand hielten. Diejenigen, die unter 18 waren, benutzten ein Holzschwert, da das richtige Schwert als Waffe zählt und somit für Minderjährige verboten ist. Nach der Erwärmung, in der wir vor allem die Arme, Handgelenke und Schultern für den Umgang mit dem Schwert lockerten, übten wir erste Partner- und Einzelübungen, um ein Gefühl für diese neue Waffe zu bekommen. Den Höhepunkt dieser Trainingsstunde bildeten dann die ersten drei Schritte der Schwertform, die uns Meister Stefan zeigte. Ich denke, nachdem das Training zu Ende war, kehrten wir alle, sowohl Schüler, als auch Meister, mit einem guten Gefühl im Bauch zu unseren Zimmern zurück.

Am Dienstagmorgen saßen wir alle gähnend im Essensraum, von der ungewohnten Aufstehzeit etwas unangenehm überrascht. Doch dann kam die, vor allem für die Kinder, sofort hellwach machende Nachricht: Nach dem Frühstück würden wir alle etappenweise mit den Autos nach Röbel gebracht werden und von dort aus mit dem Bus weiter nach Waren, um da im Kino einen Film zu schauen. Auf dem Weg dahin wurde schon viel herum gerätselt, welchen Film wir wohl gucken würden…

Und es war – Überraschung! – Karate Kid!

Nach der Vorstellung waren wir uns einig: Karate Kid war offenbar ein sehr guter Film. Einige der Kinder suchten sich gleich einen niedrigen Holzzaun, legten ihre Schienbeine darauf, setzten die Hände auf den Boden und fingen an, Liegestütze zu machen. Das nenn ich Motivation! Also alles in allem eine gelungene Überraschung. Nach einigen Rückfahrschwierigkeiten mit dem Bus (es war, kaum zu glauben, eine ziemliche Leistung, die richtige Bushaltestelle zu finden), waren wir alle wieder gesund, munter und voller Tatendrang zu Hause und stürzten uns nach dem Abendbrot sofort in eine weitere Trainingsstunde. Wir wiederholten die Übungen vom Vortag und lernten die drei nächsten Schritte der ersten Schwertform. Geschafft, aber glücklich, fielen wir am Abend in unsere Betten.

Der Mittwoch wurde ein richtiger Trainingstag: Nach dem Frühstück hatten wir von 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr Training und lernten die nächsten fünf Schritte der Form, dann gab es Mittag und danach machte ich mit den Kindern bis zwölf Jahren ein sogenanntes „Teambuilding“, von 13.00 Uhr bis 14.00 Uhr. Wir spielten Gruppenspiele, durchliefen gemeinsam einen Parcour, ließen uns in die Arme der anderen fallen und versuchten, die erste Form synchron zu laufen, alle miteinander. Denn auch im Kung Fu ist es wichtig, einander zu vertrauen, zu helfen und gegenseitig aufeinander Rücksicht zu nehmen. Ich denke, es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und für mich war es eine gute Erfahrung.

Nach dem Mittagessen hatten wir noch einmal von 15.00 Uhr bis 17.00 Uhr Training, lernten die nächsten drei Schritte der Form, die übrigens insgesamt 47 Schritte hat, und stellten dann fest, dass wir nun auf einmal nicht nur die ersten 14 Schritte kannten, sondern schon bis zum 26. Schritt, da sich die erste Bahn wiederholt. Wir hatten nun schon über die Hälfte geschafft und so langsam waren wir ziemlich stolz auf uns selbst. Das Training mit dem Schwert wurde zusehends einfacher und vertrauter und die Schwertform war zwar sehr anstrengend, machte jedoch total Spaß. Beim Abendessen waren alle gelöst und fröhlich. Es war schön zu merken, dass man einen Fortschritt erzielt hatte.

Am Donnerstag kostete es uns alle ziemliche Überwindung, aus dem Bett zu kommen und irgendwie in den Tag zu starten. Ah, welch ein Muskelkater! Von manchen Muskeln weiß man vorher nicht mal, dass man sie hat… Andererseits: Jeder Muskel möchte einmal begrüßt werden, wieso dann nicht jetzt? Zugegeben, das machte die Trainingswut nicht größer, aber so einfach ließen wir uns nicht unterkriegen. Also trainierten wir von 9.00 Uhr bis 11.00 Uhr und zur Belohnung und weil die Sonne sich blicken ließ, nahmen wir dann vor dem Mittag noch ein Bad in der Müritz. Das Wasser war angenehm und relativ sauber, allerdings mussten wir, um überhaupt in tieferem Wasser schwimmen zu können, gefühlte 200 Meter laufen. Irgendwann entwickelte sich dann eine kleine Wasserschlacht und so gingen wir dann alle hungrig und mit nassen Haaren zum Essen.

In der Mittagspause von 12.00 Uhr bis 15.00 Uhr wurde fleißig Tischtennis gespielt und ein paar von uns gingen zu den Kuhweiden, statteten den Kühen einen Besuch ab und hielten hier und dort ein kleines Pläuschchen. Wir hatten nämlich gemerkt, dass die Kühe richtige Kampfkühe waren: Beim Training fingen sie an, wie wild zu brüllen und wollten wahrscheinlich – verständlich – gerne mitmachen. Sie sahen uns aus ihren großen, schönen Augen an und wirkten so lebendig. Ebenso die Pferde auf dem benachbarten Reiterhof. Dann, in der nächsten Trainingsstunde, lernten wir – endlich! – die erste Schwertform zu Ende. Natürlich kann man sich die Freude und den Stolz von uns vorstellen, nachdem wir uns nach dem letzten Schritt verbeugten und das Gefühl hatten, wirklich etwas geschafft zu haben. Es war wunderbar. Natürlich wussten wir alle, dass wir noch viel üben mussten, um die Schwertform wirklich zu verinnerlichen, aber der erste Schritt war geschafft. Am Abend gingen wir, denke ich, alle motiviert zu Bett.

Am Freitag fand das erste Training nach dem Frühstück wie gehabt statt und es wurde immer schwieriger, tief zu stehen, da die Muskeln unserer Beine sich mit erneuter Heftigkeit meldeten. Wir übten die Schwertform, immer wieder, und zum Glück schonte Meister Stefan uns ein wenig. Umso mehr freuten wir uns am Nachmittag nach einer leckeren Pizza auf den Besuch im „Spaßbad an der Müritz“. Von ca. 14.00 Uhr bis 17.00 Uhr sprangen, rutschten und schwammen wir wie die Fische. Ein paar entspannten sich in der Sauna oder im Whirlpool oder alberten mit den Kindern herum, die sich, als sie Blut geleckt hatten, gar nicht mehr davon abbringen lassen konnten, ständig von unseren Schultern ins Wasser zu springen oder auch geworfen zu werden. Gerade noch rechtzeitig zum Abendbrot waren wir zurück in der Herberge und danach wurde noch mit großer Begeisterung Tischtennis und auch Volleyball gespielt.

Am Samstag dann standen wir alle mit unverändert starkem Muskelkater und einem merkwürdigen Ziehen im Bauch auf: Dies würde heute der letzte Trainingstag sein… So versuchten wir heute noch einmal, tief zu stehen und uns so doll wie möglich anzustrengen, das Training so sehr zu nutzen, wie es ging. Nach dem Mittag kam Mathias aus Berlin, um seine Gürtelprüfung nachzuholen und wir anderen schauten bei der anstrengenden Prüfung zu, die sehr interessant war. Vor unserem Training dann gratulierten wir dem erschöpften Mathias zum bestandenen Gürtel und zogen uns das letzte Mal unsere Kung Fu Anzüge an. Andreas gab den Anfang der Trainingsstunde, bis ihn Meister Stefan schließlich ablöste und dann trainierten wir zum letzten Mal in diesem Trainingslager. Wir liefen die Schwertform, einzeln und synchron, immer wieder. Und langsam hatten wir das Gefühl, dass wir die Form immer flüssiger liefen. Mit Übung klappt das eben. Und einige Schüler wird man sicherlich bei der Vereinsmeisterschaft diese neu gelernte Form vorzeigen sehen. 18.00 Uhr grillten wir dann zum Abschluss dieser schönen Woche, tobten mit den Kindern herum und spielten noch einmal Volleyball. Nachdem die Kinder ins Bett gebracht waren und erschöpft, aber glücklich eingeschlafen waren, redeten die, die noch wach waren, bis spät in die Nacht und waren dann am nächsten Morgen entsprechend müde.

Das Frühstück am Sonntag wurde eine ruhige und etwas trübe Angelegenheit. Über uns allen schwebte der nahe Abschied. Um 10.00 Uhr kam der Bus, der uns zur Zugstation brachte und wir luden unsere gepackten Koffer ein und verabschiedeten uns von Zielow und unserer Trainingswiese, die wir mit der Zeit richtig liebgewonnen hatten und auf der das Training auch mal etwas ganz anderes gewesen war, als in der Halle. Als wir am Hauptbahnhof ankamen, gab es ein großes Wiedersehen mit den Eltern, die ihre sehnlichst erwarteten Kinder in die Arme schlossen. Freude, aber auch Wehmut lagen in der Luft.

Hinter uns lag eine supertolle Woche, voller Anstrengung, Konzentration und vor allem: Spaß! Ich freue mich schon auf das Trainingslager im nächsten Jahr, das sicher ebenso schön wird! (Insa K.)

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